Lebenslauf

Wie alles begann...

 

Die Gemeinde Kreuth hat erst seit 1956 eine eigene evangelische Kirche: Die Einwohner Kreuths waren durchwegs Katholiken. Evangelische Badegäste von Wildbad Kreuth besuchten die evang.-luth. Kirche in Tegernsee, bzw. in den Sommermonaten auch den Gottesdienst in einem Betsaal in Wildbad Kreuth, der von Kurpredigern abgehalten wurde. Mit Kriegsbeginn im September 1939 hörte das schlagartig auf. Bad Kreuth wurde beschlagnahmt zur Unterbringung von Kindern, die aus den von Bomben bedrohten Gebieten durch die Kinderlandverschickung in vielen Lagern in Bayern untergebracht wurden. Dadurch und durch die Evakuierten kam ein Zustrom von evangelischen Christen, die hier inmitten des ganz katholischen Gebietes kirchlich erfasst werden mussten. Das geschah zum Teil durch die Entsendestellen von Rheinland, Westfalen, Hamburg usw., damit die Jugendlichen Religionsunterricht und Konfirmandenstunden erhalten konnten.Im Jahr 1939 erwarb Fräulein Martha Roesicke aus Berlin das Haus Kirchberg 10 1/2 und bewohnte es mit Fräulein Marie Blaul. Sie führten ein "offenes, gastfreies Haus", das unendlich vielen Menschen, die im Dienst der Kirche standen, Erholung und eine christliche Gemeinschaft bot. Es kamen Gäste aus allen Teilen Deutschlands, bedeutende Männer wie Bischof Dibelius, Kirchenpräsident Niemöller, Oberkirchenrat Kloppenburg, Probst Asmussen und andere führende Mitglieder der Bekennenden Kirche, sowie Gemeindehelferinnen, Katechetinnen, Diakonissen usw. Allen ist das Kreuther Haus eine Oase gewesen in schweren Kriegsjahren, und mancher hat der kleinen Gemeinde mit Gottesdiensten, Bibelstunden, Vorträgen biblischer und künstlerischer Art gedient.

Mit diesem Hauskauf begann eigentlich die Geschichte der kleinen Gemeinde, denn es war selbstverständlich, dass der Einsatz dieses Hauses mit gleicher Intensität dem Aufbau des hiesigen Gemeindelebens galt. Im großen Wohnzimmer des Hauses wurden Gottesdienste gehalten von dem zuständigen Pfarrer D. Naumann aus Tegernsee, sowie von gerade anwesenden Gästen. Die kirchlichen Geräte waren nach Aufgabe des Betsaales in Bad Kreuth im Haus Roesicke untergebracht. Bereits im Jahr 1940 konnten die evangelischen Gottesdienste, mit Erlaubnis des kath. Pfarrers Kammerloher, in der katholischen Pfarrkirche stattfinden. Diese Erlaubnis wurde durch Anweisung der Diozöse an Pfarrer Engelmann, den Nachfolger von Pfarrer Kammerloher, zurückgenommen, so dass fast ein Jahr lang die Gottesdienste wieder im Haus Roesicke gehalten werden mussten. 1943 erwirkte Pfarrer Naumann durch einen Antrag an Kardinal Michael von Faulhaber eine erneute Erlaubnis zur Benutzung der katholischen Kirche. Obwohl es sich die katholischen Kreuther gar nicht so recht vorstellen können, hatte Pfarrer Engelmann immer ein offenes Ohr für die Belange der evangelischen Christen in Kreuth. Pfarrer Naumann setzte sich mit ganzer Kraft für das Gedeihen der Gemeinde ein und hat durch seine lebendige Wortverkündung und durch gut besuchte Bibelstunden das Gemeindeleben sehr gefördert. Noch heute denken die Gemeindemitglieder in großer Dankbarkeit seines Wirkens. Die Seelenzahl betrug damals 300 bis 400, ebenso später, als sich der Flüchtlingsstrom auch in das Kreuther Tal ergoss.

In den Jahren 1944 bis 1947 fand Pfarrer Naumann, der durch die immer zahlreicher werdenden Lazarette stark belastet war, Unterstützung durch den aus Luxemburg ausgewiesenen Pfarrer Fuhr, so dass Gottesdienste und Bibelstunden ganz regelmäßig in Kreuth gehalten werden konnten.

Fräulein Martha Roesicke war im Sommer 1953 aus gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründen gezwungen ihr Haus zu verkaufen, und mit Fräulein Blaul in ein kleines neugebautes Haus auf gleichem Grundstück zu ziehen. Damit war nun kein Raum mehr vorhanden für Veranstaltungen der evangelischen Gemeinde und für Gottesdienste im Winter. Das Tegernseer Pfarramt bewirkte auf Antrag, dass ein Schulraum für diese Zwecke zur Verfügung gestellt wurde, bis auch diese Möglichkeit durch eine neue Verordnung außer Kraft gesetzt wurde. So gewann das intensive Drängen nach einem eigenen Raum jetzt unmittelbare Bedeutung, wenn das durch 16 Jahre langsam gewachsenen Gemeindeleben in Kreuth nicht wieder ersterben sollte.

Wie dringend notwendig eine evang.-luth. Betreuung in Kreuth war, zeigen nach dem Krieg die vielen Beerdigungen der im Lazarett (Krankenanstalt Dr. May), an vor allem Knochentuberkulose, verstorbenen Soldaten lutherischen Glaubens. Alle Soldaten wurden im neugegründeten Gemeindefriedhof in Riedlern beigesetzt und später in den Soldatenfriedhof nach Gmund umgebettet.

Nachdem Rottach-Egern eine eigene evangelische Kirche bekam, wollten die Kreuther diesen nun nicht nachstehen. Eine entsprechende Eingabe an den Landeskirchenrat ergab zunächst nur eine Zurkenntnisnahme und ein Hinausschieben des Projektes, da derzeit sehr viele evangelische Gotteshäuser gebaut werden.

Der Hinweis, dass 1/3 der Baukosten von der eigenen Gemeinde aufgebracht werden müssen, um 2/3 landeskirchlicher Baumittel zu erhalten, blieb die evangelische Gemeinde konsequent und beharrlich bei ihrem Vorhaben. Am 3.12.1954 wurde in einer Mitgliederversammlung der ev. Kirchenbauverein Kreuth gegründet. Zum Vorsitzenden wählte man Herrn Pfarrer Dr. Naumann und ab 1.1.1955 seinen Nachfolger Pfarrer Hell, und schließlich nach dessen Ausscheiden Herrn Dr. Richard May. Zur stellvertretenden Vorsitzenden wurde Fräulein Roesicke gewählt, zum Schriftführer Forstmeister Pausch, zum Kassenwart Dipl. Volkswirt Gotthardt, zum Beisitzer Polizeikommissar Belzner. Pfarrer Müller, Bad Wiessee, der seit Herbst 1952 zur Entlastung von Pfarrer Naumann den Predigtdienst in Kreuth übernommen hatte, stand der Gemeinde ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite, und Pfarrer Hell bemühte sich mehrmals beim Landeskirchenamt um die Genehmigung des Gemeinderaumes und hat es schließlich erreicht, dass die Erlaubnis zum Beginn des Baues noch im laufenden Jahr 1955 gegeben wurde.

Es wurden nun monatliche Beiträge von den Kreuther Gemeindemitgliedern und auch von einigen Mitgliedern des Tegernseer Kirchenvorstandes gezeichnet, größere und kleinere bis zu kleinsten Spenden gingen ein. Wesentlich waren in dieser Sammlung die Teilnehmerinnen an den Freizeiten in den Jahren 1946 bis 1950 und die persönlichen Freunde und Gäste des Hauses Roesicke beteiligt. So ist jetzt eine Spendensumme von mehr als 12.000,- DM zu verzeichnen. Die Entwürfe des Bauingenieurs Dendtel, deren Erarbeitung er als seinen Anteil am Bau des Hauses leistete und zwar als früheres lebendiges Mitglied der Kreuther Gemeinde, sind nun auch von der Baubehörde genehmigt. Fräulein Roesicke hat 600 qm Land ihres Grundstücks unentgeltlich zur Verfügung gestellt.

Bei der 35-Jahrfeier im Juli 1991 erhielt die Kirche schließlich den Namen „Emmauskirche“. Dieser Name erinnert an den Ort Emmaus in der Nähe Jerusalems, an dem der auferstandene Jesu zweien seiner Jünger begegnet ist. Nun hatten alle fünf evangelischen Kirchen rund um den See einen Namen: Die Christuskirche in Tegernsee, in Gmund die Erlöserkirche, die Friedenskirche in Bad Wiessee, die Auferstehungskirche in Rottach-Egern und in Kreuth die Emmauskirche.

 

Und wie es möglich wurde... Der Verein zur Errichtung eines evang. Gemeinderaumes in Kreuth

Schon der Vereinsname lässt erkennen, dass die ursprünglichen Ziele der evangelischen Christen in Kreuth sehr viel bescheidener aussahen als in Tegernsee und Rottach-Egern. Bedingt durch die zunehmenden Schwierigkeiten, überhaupt Räumlichkeiten für Gottesdienste und Bibelstunden der kleinen Gemeinde aufzutreiben, wäre man damals schon mit einem ständig benutzbaren Gemeindehaus zufrieden gewesen.

Zwar hatte sich bereits der protestantische Kirchenbauverein Tegernsee im Jahr 1899 mit der Möglichkeit des Baus eines Kirchenraumes in Kreuth befasst, ernsthafte Bemühungen in dieser Richtung waren aber bis 1939 nicht zu erkennen. Neben offensichtlich privaten Gottesdiensten fürstlicher Sommergäste hielten Kurprediger lediglich in der Hochsaison Gottesdienste in eigens dafür zur Verfügung gestellten Betsälen ab. Die Quellen aus dem Archiv besagen, dass man bis 1939 „von einer auch noch so kleinen Gemeinde kaum reden kann“.

Wie oben beschrieben gab es zwei Gründe, weshalb sich die Situation ab dem Jahr 1939 änderte. Zum einen begann im September 1939 der 2. Weltkrieg, was zur Folge hatte, dass Bad Kreuth für die Unterbringung von Kindern im Rahmen der Kinderlandverschickung beschlagnahmt wurde und die evangelischen Jugendlichen für den Religions- und Konfirmationsunterricht kirchlich erfasst und betreut werden mussten. Zum anderen erwarb 1939 Fräulein Martha Roesicke aus Berlin ein Haus am Kirchberg in Kreuth, das sie zusammen mit einer Freundin nicht nur bewohnte, sondern das als „offenes, gastfreies Haus“ sowohl viele prominente Kirchenrepräsentanten (u.a. führende Mitglieder der Bekennenden Kirche) als Gäste aufnahm als auch der wachsenden Gemeinde als Gottesdiensträumlichkeit diente.

In den frühen Nachkriegsjahren, die in Kreuth u.a. durch die Aufnahme zahlreicher (auch evangelischer) Vertriebener geprägt waren, stellte Fräulein Roesicke ihr Haus zunächst dem evangelischen Jugendwerk zur Verfügung, das dafür Sorge trug, dass relativ regelmäßig Gottesdienste und Bibelstunden abgehalten werden konnten. Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich allerdings nach der Währungsreform, so dass sich das Jugendwerk aus Kreuth zurückzog. Auch Fräulein Roesicke machten gesundheitliche und wirtschaftliche Probleme zu schaffen, so dass sie im Sommer 1953 gezwungen war, ihr großes Haus zu verkaufen. Damit nahm die Raumnot für die Protestanten in Kreuth erheblich zu. Zwar wurden von der Gemeinde Kreuth vorübergehend Schulräume zur Verfügung gestellt, die Ungewissheit über die künftigen Unterbringungsmöglichkeiten gaben aber zu der Befürchtung Anlass, das ohne festen Raum das langsam gewachsene Gemeindeleben in Kreuth wieder zum Erliegen kommen würde.

Was die Anzahl der evangelischen Gemeindemitglieder in Kreuth anbelangt, gibt es im Pfarramt für die Jahre 1950 bis 1955 drei offizielle Angaben sowie eine Schätzung:

  • Bei der Volkszählung 1950 (13. September) wurden 551 evangelische Christen mit Wohnsitz in Kreuth nachgewiesen.
  • Bis zum 20. August 1952 hat sich diese Zahl auf 587 leicht erhöht, wobei erstmals zwischen Flüchtlingen (367) und Einheimischen (220) unterschieden wurde.
  • Die Zahl der Flüchtlinge ging anschließend offensichtlich rasch wieder zurück, da am 22. April 1953 nur noch 243 heimatvertriebene Personen registriert wurden und
  • Im. Oktober 1955 war in einer Chronik, die anlässlich der Grundsteinlegung verfasst wurde, noch von ca. 200 ständigen Kreuther Kirchengemeindemitgliedern die Rede.

Doch selbst für „nur“ 200 evangelische Christen war die Raumfrage zu einem drängenden Problem geworden. Vor allem Pfarrer Müller aus Bad Wiessee, der in den Jahren 1953 und 1954 wegen der Arbeitsüberlastung des Tegernseer Pfarrers Dr. Neumann vorübergehend die seelsorgerische Betreuung von Kreuth übernommen hatte, wies immer wieder auf die Notwendigkeit von eigenen Räumlichkeiten hin. Den entscheidenden Anstoß zum Bau eines Gemeindehauses gab schließlich wiederum Fräulein Roesicke, die der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Tegernsee im November 1954 400 m² ihres Grundstücks unentgeltlich überließ, mit der Maßgabe, dort einen „Betsaal“ zu errichten. Noch im gleichen Monat, am 21. November 1954 trafen sich im Gasthof zur Post in Kreuth 45 evangelische Gemeindemitglieder, um einen „Verein zur Errichtung eines evangelischen Gemeinderaumes in Kreuth“ zu gründen. Nach Ausarbeitung einer entsprechenden Satzung wurde der Verein – der Einfachheit halber im folgenden kurz „Kirchenbauverein“ genannt - am 12. Juli 1955 in das Vereinsregister des Amtsgerichts Miesbach eingetragen. Als 1. Vorsitzender wurde Pfarrer Dr. Neumann bzw. ab 1955 Pfarrer Hell und als 2. Vorsitzende Fräulein Roesicke gewählt.

Ein früheres Gemeindemitglied, der Architekt Heinz Dendtel aus Peissenberg, erklärte sich bereit, die Planung und Überwachung der Bauarbeiten zu übernehmen und dabei sein gesamtes Honorar in Höhe von DM 2000,-- zu spenden. In Abstimmung mit Pfarrer Müller und Fräulein Roesicke lieferte er bereits im Herbst 1954 erst Entwürfe, wobei sich mehr und mehr abzeichnete, dass wohl eher eine kleine Kirche als ein reiner „Betsaal“ zur Ausführung kommen würde. Allerdings stellte sich rasch heraus, dass das Landratsamt Miesbach wegen zu geringer Größe des Grundstücks dem Vorhaben die Zustimmung verweigern müsste. Offensichtlich recht unbürokratisch erklärte sich Fräulein Roesicke daraufhin noch im Jahr 1954 bereit, weitere 200 m² ihres Grundstücks für den Gemeindehausbau abzutreten.

Zur Finanzierung des Projekts entwickelte der Kirchenbauverein – insbesondere wiederum Fräulein Roesicke – nunmehr rege Aktivitäten zur Sammlung von Spenden. Der Landeskirchenrat machte die Bewilligung von Zuschüssen von der Aufbringung eines Drittels der Baukosten durch den Verein zur Bedingung. Die ersten belastbaren Kostenschätzungen gingen von einer Bausumme von etwa 35.000,-- DM aus, wobei bis zur Grundsteinlegung am 9. Oktober 1955 bereits mehr als 12.000,-- DM aufgebracht waren. Nach der vom Architekten Dendtel nach Abschluss der Bauarbeiten vorgelegten Zusammenstellung der Baukosten belief sich die gesamte Bausumme schließlich auf 48.000,-- DM.

Obwohl es zwischen dem Kirchenbauverein in Gestalt von Fräulein Roesicke und dem Architekten während der Bauphase teilweise zu deutlichen Meinungsverschiedenheiten über die Ausführung der Pläne gekommen ist, konnte die Kirche, die nun auch nicht mehr als „Bethaus“ oder „Gemeindehaus“ bezeichnet wurde, am 22. Juli 1956 feierlich eingeweiht werden.

Mit der Einweihung waren die Arbeiten im Innenraum der Kirche allerdings noch nicht abgeschlossen. Insbesondere über die Frage der Gestaltung und Anordnung der Kirchenbänke bzw. des Gestühls kam es zwischen Mitgliedern des Kirchenbauvereins, Pfarrer Hell und dem Architekten zu tiefgreifenden Differenzen, die heute nicht mehr ganz nachvollziehbar sind. Immerhin fühlte sich Pfarrer Hell offensichtlich auch persönlich in einer Weise diffamiert, dass er in einem Schreiben vom November 1956 den Vorsitz im Kirchenbauverein niederlegte.

Bedauerlicherweise finden sich im Archiv keine den Kirchenbauverein betreffenden Unterlagen zwischen November 1956 und November 1959. Ob es in dieser Zeit überhaupt Sitzungen des Vereins gegeben hat, ist unklar, zumindest scheint es keine Jahresversammlungen gegeben zu haben. Auf jeden Fall hat das Amtsgericht Miesbach den Verein im November 1959 darauf hingewiesen, dass Veränderungen in der Vorstandschaft und bei der Satzung zwingend im Vereinsregister anzumelden seien, die letzte Eintragung aber aus dem Jahr 1955 stamme. Eine weitere derartige Mahnung datiert vom Januar 1960. Erstmals sind darauf hin wieder Versammlungen des Vereins am 16. März und am 1. April 1960 dokumentiert. Und erst zu diesem Zeitpunkt hat Pfarrer Hell den Vorsitz tatsächlich niedergelegt. Da in der Zwischenzeit auch die 2. Vorsitzende, Fräulein Roesicke (6. Dezember 1958), sowie der Kassenwart Gotthard verstorben und Neuwahlen laut Satzung längst überfällig waren, musste der Vorstand komplett neu gewählt werden. Der neue Vorsitzende, Dr. Richard May, behielt dieses Amt bis zur Auflösung des Vereins. Ein Antrag auf sofortige Auflösung wurde einstimmig abgelehnt. Außerdem wurde beschlossen, für die verstorbene Martha Roesicke eine Gedenktafel anzufertigen, um so ihre Verdienste für die Kirchengemeinde und den Bau der Kirche zu würdigen.

Obwohl Dr. May auf der Versammlung am 1. April 1960 ankündigte, noch im Sommer eine weitere Sitzung einzuberufen, weisen die Archivunterlagen weder für 1960 noch in den Folgejahren nennenswerten Aktivitäten des Kirchenbauvereins nach. Lediglich bei der Beschaffung der kleinen Orgel im Jahr 1960 und bei den wiederholten Bemühungen um die endgültige Aufstellung von Kirchenbänken taucht der Verein nochmals als Auftraggeber bzw. Vermittler in den Akten auf. Versammlungen haben, wie sich aus den mehrmaligen Anmahnungen des Amtsgerichts Miesbach ableiten lässt, offensichtlich erst wieder im März 1964 und im Mai 1967 stattgefunden, obwohl die Satzung eigentlich jährliche Zusammenkünfte vorschrieb. Bei beiden Versammlungen wurde Dr. May als 1. Vorsitzender bestätigt.

Bei der letzten aktenkundigen Versammlung am 4. November 1970 schlug Dr. May schließlich das letzte Kapitel des „Vereins zur Errichtung eines evangelischen Gemeinderaumes in Kreuth“ auf, indem er zu Protokoll gab, dass der Verein in den letzten Jahren wenig Aktivität entwickelt habe und Aufgaben und Ziele des Vereins inzwischen erfüllt seien. Er stellte daher den Antrag, den Verein aufzulösen und das Vereinsvermögen, das sich noch auf knapp 3.400,-belief, der evangelischen Kirchengemeinde Tegernsee zu überweisen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen und die Auflösung am 5. Januar 1971 offiziell im Vereinsregister des Amtsgerichts Miesbach eingetragen.